Wie es genau dazu gekommen ist, lässt sich wohl nicht mehr ganz nachvollziehen, klar ist aber: Alle 12. Klassen der Fachoberschule haben – offensichtlich ohne Absprache – ihre Studienfahrten nach Wien angetreten. Im ICE noch gemeinsam mit der FS 12A, trennten sich am Wiener Hauptbahnhof die Wege und wir machten uns gemeinsam mit unserer immer gut gelaunten Begleiterin Frau Stierhof auf den Weg zum Naschmarkt, an dem sich direkt unser Hostel befand. Abend war es schon, alle platt, schließlich mussten die Klassen am Vormittag sogar noch eine Kurzarbeit über sich ergehen lassen, also noch schnell einkaufen, kochen oder irgendwo außerhalb einen Happen essen und dann Kraft tanken für das Programm der nächsten Tage.
Das ging dann auch wirklich interessant los: Stadtführung mit allerlei Anekdoten, Wissenswertem und Geschichten rund um das Wien der Römerzeit über Mittelalter und Mozart bis heute.
Irgendwann zwischendrin eine beunruhigende Nachricht aus den Parallelklassen in der anderen Unterkunft: „Bei uns gibt es Bettwanzen.“
Kleiner Exkurs:
- 27.10.2023 – Ehemaligentreffen der FOS: Früherer Schüler erzählt mir, er wäre mit der Arbeit in Wien gewesen in Unterkunft XY und es hätte Bettwanzen gegeben.
- November 2023 : Schüler einer FOS Klasse erzählen mir, sie fahren auch nach Wien, Unterkunft XY. Ich – unsensibel wie ich bin: „Ah, das Hostel mit den Bettwanzen.“
- Von da an: Abwechselnd Besorgnis und Panik, die ich zwar versuche einzudämmen: „Das haben sie bestimmt in der Zwischenzeit im Griff, alles wird gut!“ Mit durchwachsenem Erfolg.
- Kurz vor Abfahrt: Erkundigungen von Schülerinnen direkt bei Hostel XY – alles gut.
Jetzt also doch und ich mit ultra-schlechtem Gewissen trotz der Dankbarkeit der eigenen Klasse für die alternative Hostelwahl. Zum Glück bleibt es beim einmaligen Zwischenfall.
Dann aber wieder Programm: In der Universität erfahren wir neben Historischem auch etwas über bekannte Wiener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, über Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger und das Studieren in Österreich. Und dann gibt es in da noch schallisolierte Einzel-Studierräume in Telefonzellengröße – sehr futuristisch. Beim Besuch des „Dialogs im Dunkeln“ kostet es ganz schön Mut, sich kompletter Finsternis hinzugeben und für 20 Minuten den Alltag blinder Personen nachzuspüren. Eine intensive und zutiefst beeindruckende Erfahrung. Überwindung ganz anderer Art kostet die Führung durch die pathologische Sammlung im Narrenturm, die einem auch ganz schön auf den Magen schlagen kann. Schaukästen und Vitrinen voller medizinischer Präparate in Kombination mit teils haarsträubenden Berichten aus der Medizingeschichte sind spannend aber nichts für schwache Nerven. Doch das Abendessen schmeckt trotzdem. Und zum Glück gibt es ein paar hungrige junge Männer, die dafür sorgen, dass von den riesigen Wiener Schnitzeln nichts übrig bleibt. Dann geht es auch schon wieder zurück nach Lauf in die wohlverdienten Faschingsferien.
Christian Gröschel